Geschrieben von Tarja am 19.10.2003, 12:31:
?Wie bitte?? fragte sie deshalb noch einmal. Johanna verdrehte die Augen. ?Na wie du Jakob findest!? sie drehte mit leicht ger?teten Wangen den Kopf zu ihrem Angebeteten, der zwei Tische schr?g vor ihr sa?. Lyra verdrehte die Augen. Das Thema kam jede Schulstunde die sie hatten zweimal. Wenn Lyra Johanna nicht bald ablenken w?rde, kann sie sich einen einst?ndigen Vortrag anhalten wie cool Jungs doch sind, wer s?? und wer bl?d ist. Und sie kann sich darauf gefasst machen verkuppelt zu werden. Johanna tat seit Jahren ihr m?glichstes, um Lyra mit einem Jungen zu verkuppeln. Da Lyra aber kein sonderliches Interesse an Jungs zeigte war dies ein schwieriges Unterfangen. ?Es geht.? Sagte Lyra nach einiger Zeit in der Johanna ihren Schwarm angestarrt hatte. Wie benommen drehte Johanna ihren Kopf zu Lyra, mit einem Gesichtsausdruck als h?tte sie Gott pers?nlich ins Antlitz geblickt. ?Es geht? ! Der tollste Typ der dir je ?ber den Weg laufen wird sitzt zwei Reihen vor dir und du sagst du findest ihn ertr?glich? !? Lyra zog den Kopf ein als Johanna mit ihren w?tenden Beschimpfungen anfing. Habe sie denn keine Augen im Kopf? Leide sie an Geschmacksverirrung? Ist sie krank? ?Es reicht! Ich finde ihn ganz toll Johanna! Okay? Also, lass das jetzt bitte!? Johanna sah sie pr?fend an. Zum Beweis drehte Lyra den Kopf zu Jakob und schickte seinem R?cken einen Handkuss zu. Normalerweise w?re ihr es ja egal gewesen, solange es keiner au?er Johanna sieht, aber in genau dem Augenblick drehte Jakob seinen Kopf zu ihr um. Hastig zog sie die Hand unter den Tisch. Jakob war zuerst nur verbl?fft, dann wurde er rot und grinste leicht.
Womit habe ich dass verdient?, fragte sich Lyra. Johanna war geschockt. Das Johanna den Handkuss gesehen hatte, lie? sie normalerweise durchgehen, aber das er ihn gesehen hatte, wollte ihr einfach nicht gefallen. ?Das war keine Absicht! Ich schw?r es dir Johanna!? Sie musterte Lyra ganz genau. Als Lyra mit dem Kopf schon zur?ck weichen musste, weil Johanna ihr so auf die Pelle r?ckte, traf sie ein Papierk?gelchen am Kopf. W?tend drehte sie sich in die Richtung aus der das Papierk?gelchen angeflogen kam. Jakob reckte ihr den Daumen hoch. Sie konnte nicht anders und vergrub ihr Gesicht in den H?nden. Das musste einfach ein Alptraum sein!
Sie holte tief Luft und faltete das Papier auseinander. Auf dem Zettel stand in Sch?nschrift eine Nachricht.
Hey! Was sollte denn das werden? Willst du mich etwa verarschen??
Jakob
Schnell nahm Lyra einen Stift und schrieb zur?ck.
Nein. Das war ein bedauerliches Versehen. Der galt nicht dir, sondern... einem s??en Jungen!!
Sie warf das Papierst?ck zur?ck. Er fing es auf und faltete es auseinander. Er schrieb ebenfalls darauf und warf es zur?ck.
Lass mich folgende Punkte zusammen fassen:
Du schickst einen Handkuss, genau in meine Richtung, sagst aber der gilt nicht mir. Wer bitte sitzt den sonst noch hier, der auf deine Beschreibung, ?s??er Junge? zutreffen k?nnte? J
Lyra sah zu ihm. Er grinste und machte eine ausholende Geste. Er sa? nicht nur alleine, in n?herer Umgebung sa?en die bl?dsten Jungs der Klasse. Sie fuhr sich ?ber die Augen. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Blitzschnell drehte sie den Kopf zu Johanna. Sie war an allem Schuld! Mit einer Unschuldsmine blickte diese zur?ck. Lyra seufzte und nahm ihren Stift.
Allein aus diesem Grund kannst du es nicht sein, den ich gemeint habe! Unter einem ?s??en Jungen? versteht man jemanden, der sensibel, nicht arrogant und bescheiden ist. Also, das Gegenteil von dir! Und ?brigens ist Johanna an allem Schuld!
Sie warf den Zettel zur?ck, nachdem sie sich davon vergewissert hatte, das Herr Lauber nicht hierher schaut.
Wieder fing er den Zettel gekonnt auf und las. Nach kurzer Zeit kam der Zettel auch schon wieder.
Ach, jetzt ist Johanna Schuld? Weiber kann man da nur sagen!
Erbost ?ber diesen Satz schrieb sie hastig zur?ck.
Sie hat mich mit ihren dummen Jungengeschichten genervt, und damit sie endlich damit aufh?rt, habe ich ihr gesagt ich f?nde dich toll! (Wie dumm von mir...)Sie wollte mir nat?rlich nicht glauben, also schickte ich dir einen Handkuss. Wer h?tte auch ahnen k?nnen das du dich umdrehst. !! Und so ist das alles zu Stande gekommen! Also, lass mich endlich in Ruhe!
Nachdem sie ihm das geschrieben hatte, gab er Ruhe und Lyra konnte sich Johanna widmen. Der war dieses Thema anscheinend sehr unangenehm und so setzte sie das Gespr?ch von vorhin weiter. ?Was hast du denn gesehen?? , fragte Johanna, auf einmal wieder l?chelnd. Nicht mehr sonderlich sauer auf sie, ?berlegte Lyra, ob sie Johanna von dem Satz auf ihrem Block erz?hlen soll, aber als sie auf ihren Block sah war der Satz verschwunden, so als h?tte er nie existiert.
Sie bekam abermals einen Schock und konnte nicht ganz verhindern, dass sie zusammen zuckte. Johanna sah sie besorgt an und blickte auf Lyra?s Block. Da sie dort auch nichts anderes sah als die bunten Kreise, Fl?gelpaare und andere Kritzeleien runzelte sie die Stirn. Sicherlich, aus ihrer Sicht mag es keinen Grund geben zusammen zuzucken, aber Lyra hatte einen Grund. Johanna dr?ckte ihre H?nde noch einmal und sah sie auffordernd an.
?Also?? Lyra schluckte ihre aufgew?hlten Gef?hle hinunter und war einfach nur erleichtert die Warmen H?nde eines anderen Menschen zu sp?ren drehte den Kopf zum Fenster und deutete zu den L?wen. ?Ich dachte sie h?tten sich bewe...?, weiter kam sie nicht. Sie hatte zu den L?wen gesehen, im festen Glauben sie auf ihren Sockeln zu sehen, doch sie sah direkt in die Augen eines schwarzen Riesenl?wen der vor ihrem Fenster stand und sie ebenfalls ansah. Johanna schlug die H?nde vor den Mund und Lyra entfuhr ein Aufschrei. Die K?pfe der anderen ruckten herum. Herr Lauber sah die beiden irritiert an. Als sie dann beide so schnell aufstanden das ihre St?hle klappernd umfielen kam er w?tend auf sie zugelaufen. Johanna und Lyra wichen r?ckw?rts vor dem Fenster, und somit dem L?wen der davor stand und immer noch nichts unternahm au?er den beiden zuzusehen, zur?ck. ?Meine Damen! W?rden sie mir bitte verraten warum sie meinen, das Klassenzimmer verlassen zu m?ssen??
Herr Lauber stand nun direkt zwischen Johanna, Lyra und dem L?wen. Johannas zitternder Arm deutete auf den L?wen vor dem Fenster. Alle sahen hin und es war als w?rde genau das dass Signal sein auf das der L?we gewartet hatte, denn in dem Moment nahm er Anlauf und sprang auf das Fenster und Herrn Lauber zu. Dieser schrie auf und sprang nach links. Die Fensterscheibe zerbarst in Millionen von Splitter und der L?we landete mit einem Ohrenbet?ubenden Krachen im Klassenzimmer. Die Sch?ler die neben dem Fenster und dem Bereich gesessen hatten wurden mit einem Splitterhagel ?bersch?ttet. Manche hielten sich den Arm oder das Bein, andere lagen auf dem Boden und bedeckten das Gesicht mit ihren H?nden und gaben Schmerzerf?llte Laute von sich. Lyra ?berwand ihren Schrecken und ihre Angst, packte Johanna an der Hand und rannte mit ihr zur T?r. Der L?we bemerkte ihre Flucht und machte ein paar S?tze, die ihn schlagartig hinter die beiden katapultierte. Lyra schrie als sie den Schatten vor sich sah, der ihren g?nzlich verschluckte und beschleunigte noch einmal mit aller Macht ihre Schritte. Johanna rannte nun auch mehr als sie Lyra ziehen musste, was die Sache wiederum leichter machte, aber leider nicht schneller. Der L?we war sofort wieder hinter ihnen, wenn sie einen Vorsprung erlangt hatten, und durch die Tische und umgeworfenen St?hle war ihr vorankommen auch nicht gerade befl?gelter. Der schwarze L?we allerdings konnte einfach weiterlaufen, denn die Tische und St?hle hielten seinen Tonnenschweren K?rper nicht auf. Nur manchmal verfing sich ein Tisch zwischen seinen langen Beinen. Der Tisch wurde zwar zermalmt aber der L?we geriet durch ihn ein wenig ins straucheln. Lyra erreichte die T?r und riss sie auf. Mit einem Satz sprang sie hindurch, riss Johanna mit sich und kugelte mit ihr in den Gang. Der L?we hatte sich in einem Haufen Tische und St?hle verkeilt und k?mpfte um sein Gleichgewicht. Mit einem ausgef?hrten Schwanzrudern erhielt er sein Gleichgewicht wieder, doch irgendetwas musste er w?hrenddessen mit seinem Schwanz gestreift haben, denn etwas krachte mit einem berstenden Laut gegen die Wand. Als man dann noch einen lauten, schrillen Schrei h?rte, konnte es sich nur noch um einen Klassenkameraden oder Herr Lauber handeln. Lyra hatte jedoch keine Zeit nachzusehen ob derjenige noch lebte, denn der L?we schritt auf die T?r zu. Lyra kam mit M?he auf die Beine, und als sie es endlich schaffte zu stehen war der L?we direkt vor der T?r. Doch statt seine Schritte zu Bremsen, ging er einfach weiter. Lyra knallte mit einer Reflexartigen Reaktion die T?r vor seiner Nase zu und rannte in Richtung Treppe. Ein lautes Knirschen hallte durch den Gang, gefolgt von einem markersch?tterndem Br?llen. Lyra h?rte die T?ren der anderen Klassenzimmer auffliegen. Es war ihr ein R?tsel wie die alle die Schreie, das klirren des zerspringenden Fensters und all die berstenden Laute der Tische und St?hle ?berh?ren haben k?nnen. ?Johanna! Lauf weg!? Rief Lyra das Treppenhaus nach unten und nahm immer drei Stufen auf einmal. Die T?r wurde unten aus den Angeln gedr?ckt und der L?we war zu h?ren, wie er sich erst Orientierte und ihr dann nachlief. Die anderen Sch?ler schrieen als sie das Unget?m sahen. Lyra schnaufte schon nach der dritten Treppe, w?hrend der L?we auf den Flie?en immer wieder mit seinen Steinkrallen ausglitt. Lyra blieb kurz stehen um wieder einigerma?en zu Atem zu kommen, doch schon h?rte sie das herannahen des L?wen. Mit einem gequ?lten Gesichtsausdruck begann sie wieder die Stufen hinauf zu laufen. Sie kam nicht sonderlich gut voran, da sie immer noch au?er Puste war. Doch der L?we kannte keine M?digkeit und schon war er eine Treppe unter ihr. Lyra sammelte noch einmal alle Kr?fte die ihr geblieben waren und hetzte die Stufen hoch. Von oben h?rte sie Schritte herannahen, und just stand der Schuldirektor vor ihr. Er ?ffnete den Mund um etwas zu sagen, aber da war Lyra schon an ihm vorbei. Der Direktor schrie, sie solle gef?lligst stehen bleiben, doch genau das war das was sie auf keinen Fall tun durfte. Einen Moment sp?ter kam auch schon der schwarze L?we um die Ecke geschlittert und hetzte ihr hinterher. Der Direktor, der ihm eindeutig im Weg stand, starrte ihn mit offenem Mund an. Der L?we machte keinen Hehl daraus das der Direktor ihm im Weg stand. Mit einem Satz war er bei dem zitternden Direktor angekommen und ?berrannte ihn einfach. Lyra h?rte davon nichts mehr denn sie war im obersten Stock angekommen. Ohne eine Pause einzulegen lief sie durch die Verbindungst?r, in den zweiten Teil des Altbaus. Es musste wohl ihm wahrsten Sinne ein Altbau sein, denn statt greller Neonlampen und Marmorb?den waren die W?nde aus dicken Quadern zusammen gebaut. Schlagartig verga? sie den L?wen hinter sich und betrachtete mit geweiteten Augen die Szene, die sich ihr bot. In einzelnen Eisernen Halterungen, die in den W?nden eingelassen waren brannten Fackeln und warfen ein tr?bes Licht in den Gang. Lyra blieb stehen. Wie konnte das sein? Seit wann brennen hier Fackeln in der Schule, und vor allem, seit wann gab es diesen Gang hier? So alt war das Geb?ude doch gar nicht! Sie wollte umdrehen denn langsam wurde ihr es hier zu unheimlich, und vor allem zu kalt. Als sie einen Schritt r?ckw?rts machte, stie? sie mit dem R?cken gegen eine Wand. Erschrocken drehte sie sich um, gefasst darauf dem L?wen ins Antlitz zu blicken, doch was sie sah, war etwas anderes. Wo eben noch ein Gang hinter ihr war, stand jetzt eine massive Felsmauer.
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