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Jagon
Tr?ger
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Hat Rur die Welt nicht wunderbar geschaffen?
Der Weltendiskus, ein Geschenk von vollkommener Sch?nheit! Dreht er sich nicht herrlich? Ist es nicht eine Wonne zuzusehen wie sich Rurs gro?er Plan entfaltet, und das Leben der Menschen den erwarteten Pfad verl?sst, um Rurs Ruf zu folgen, auch wenn er unbequem sein mag?
Im Osten Aventuriens, am Rande der bekannten Welt, umsp?lt vom Perlenmeer liegt die Insel Maraskan. Einst gleicherma?en von den Beni Rurech, einem wandernden Tulamidenstamm, und den Menschen aus dem Osten besiedelt, formte sich auf dieser Insel eine eigenst?ndige Kultur heraus. Viele Jahrhunderte lang bl?hten auf Maraskan Wirtschaft, Handel, Milit?r, Kunst und der Glaube an Rur und Gror. Mit der Eroberung durch das Mittelreich verloren die Maraskaner die ersten vier Dinge ? nicht jedoch den Glauben?
?H?tte ich nicht so gro?es Vertrauen in mein Weib, ich w?rde nicht glauben dass der unversch?mte Bengel der vor mir steht wahrhaftig mein Sohn sein soll!? Das Gesicht des alten Mannes war rot vor Wut, seine Stimme ?berschlug sich f?rmlich. Bei jedem Wort flogen winzige Speicheltropfen aus seinem Mund ? Scheiijan hasste das. Von allen hassenswerten Eigenschaften seines Vaters war es diese, scheinbar nichtige, die die er am meisten verabscheute.
Unger?hrt stand der Junge Maraskani da und gab sich alle M?he m?glichst gelangweilt dreinzuschauen. Das, so wusste er, trieb den alten Mann in noch gr??ere Raserei? und wer wusste schon, vielleicht war die st?ndige W?terei eines Tages zuviel f?r ein altes, ?beranstrengtes Herz?
?Alles was ich sage, Vater, ist dass es an der Zeit ist sich mit der Situation abzufinden. Seit fast drei Generationen herrscht Gareth nun schon ?ber die Insel; seit fast drei Generationen t?ten sie unsere M?nner und sch?nden unsere Frauen, und wir im Gegenzug t?ten ihre Soldaten aus dem Hinterhalt und vergiften ihre Statthalter. Und was hat es uns eingebracht? Ein Leben in Armut und Schande, und in ganz Aventurien den Ruf dass die maraskanische Insel nur Halsabschneider und Diebe und M?rder hervorbringt. So kann es nicht weitergehen.? Die provozierende N?chternheit mit der Scheiijan sprach brachte mehr als einen der anwesenden Baruune und Baruunas dazu, scharf die Luft einzusaugen. Ihm aber war es gleich was sie alle dachten ? er war Scheiijan von Roab, Sohn des Harans von Roab und zuk?nftiger Herrscher des drittgr??ten Haranidad Maraskans. Sollten sie ihn doch einen Wahnsinnigen nennen ? was k?mmerte es ihn? In Scheiijans Augen waren sie Feiglinge. Einer wie der andere herrschte nur von Gareths Gnaden; stets in der Gefahr vom Kaiser des alten Reiches abgesetzt und von ihrem Land verjagt zu werden wenn es dem Kaiser so gefiel. Wie Hunde, dachte Scheiijan bei sich, wie Hunde die artig zu ihrem Herrchen sein m?ssen, weil der sonst den Kn?ppel zur Hand nimmt?
Das Gesicht des Harans wurde noch um einige Nuancen roter als es ohnehin schon war. Auf seiner Stirn traten die Adern pulsierend hervor, und seine Nasenfl?gel bebten. Scheiijan musste ein h?misches Grinsen unterdr?cken als er seinen Vater insgeheim mit der knallroten Frucht einer Kadamon-Pflanze verglich. Auch der Atem des Alten ging erstaunlich schwer und rasselnd, und f?r einen Augenblick sah es so aus als w?rde er nun endg?ltig krepieren. Doch leider tat der Alte ihm diesen gefallen nicht zur G?nze. Wie ein Fisch auf dem Trockenen schnappte der Haran pl?tzlich nach Luft, mit der Linken nach dem Diener wedelnd der stets bereitstand um ihm seine Medizin zu verabreichen.
?Die Audienz ist beendet?. Leonida, das Weib des Harans, erhob sich von ihrem Stuhl und machte eine herrische Geste in Richtung T?r. Doch der sp?ttisch tadelnde Blick ihrer Augen strafte die eisige H?rte ihrer Worte L?gen. W?hrend noch die ersten der Adligen, die eigentlich nach Roab gekommen waren um ?ber eine einseitige Reduzierung der Tributzahlungen an Helme Haffax zu verhandeln den Shikanydad-Raum verlie?en, erwog Scheiijan f?r einen Augenblick sich dem Willen seiner Mutter zu widersetzen. Diese offene Rebellion h?tte dem alten Mann vielleicht den Rest gegeben? dann wiederum dachte er sich dass es ohnehin nicht mehr lange dauern konnte bis Roab einen neuen Haran bekam, und es besser war wenn sich die Baruune und Baruunas nicht in Roab befanden wenn der Alte starb ? wer wei? auf welche Gedanken diese verlockende Situation den Einen oder Anderen von ihnen brachte?
Mit einer angedeuteten, sp?ttischen Verbeugung verlie? er den Raum; nicht ohne seinem Vater ein letztes, raubtierhaftes L?cheln zu schenken. Die Wachen schlossen den Shikanydad-Raum hinter ihm, und Scheiijan fand sich in der langgestreckten, dunklen Halle des K?nigspalastes wieder. Streng genommen war es eher eine Festung als ein Palast, wie die meisten Herrscherh?user auf Maraskan. Zu lange hatten die Harans und Baruune einander bek?mpft; zu lange hatte es keinen Haran-ga-Haran gegeben der die Dinge h?tte in Ordnung bringen k?nnen. In Scheiijans Augen war genau dies das Problem Maraskans: Uneinigkeit. Nirgendwo schmiedeten die Kundigen bessere Waffen; nirgends au?er auf Maraskan hatte es eine Mine f?r das kostbare Eternium-Erz gegeben; nirgends waren die M?nner so furchtlos und die Frauen noch furchtloser. Maraskan mochte nicht gewaltig an Fl?che sein, wohl aber an Gr??e seines Volkes. Sein Vater schw?rmte oft von Dajin VII., dem letzten Haran-ga-Haran. Dieser, Sohn von Dajin V. und unter einfachen Bauern aufgewachsen, war der letzte gewesen dem es gelungen war ganz Maraskan zu einen und zu beherrschen. Noch heute schw?rmten viele von dieser l?ngst vergangenen Epoche maraskanischer Geschichte ? eine Vorliebe die Scheiijan noch nie verstanden hatte. Er lebte im hier und jetzt; sein Ziel war es sein Volk heute am Leben zu erhalten. Erz?hlungen ?ber M?rtyrer und Maraskans glorreiche Vergangenheit als Kriegsinsel waren wie Gift. In kleinen Dosen waren es sch?ne Geschichten, die dabei halfen den Freiheitswillen der Unterdr?ckten Maraskani am Lodern zu halten. Nahm man jedoch zu viel davon ein, dann hatte dieses Gift die Angewohnheit auf ungemein blutige Art und Weise t?dlich zu sein.
Die Gedanken des jungen Prinzen wanderten unstet in seinem Kopf herum, als sich urpl?tzlich aus dem D?mmerlicht vor ihm eine Gestalt sch?lte. Sie war hoch gewachsen, gertenschlank ? und in ihrer Hand blitzte ein fast armlanges Messer! Scheiijan erstarrte mitten in der Bewegung. In diesem Teil des Flures standen f?r gew?hnlich Wachen ? heute jedoch nicht. Ein der Situation ganz und gar nicht angemessenes Grinsen flog leicht ?ber sein Gesicht. Das hatte sein Vater sich klug ausgedacht, erst einen Anfall vorzut?uschen und dann seinen Sohn ermorden zu lassen. Zumal sich fast alle Adligen Roabs in der Stadt befanden und jeder von ihnen als T?ter in Frage kommen w?rde wenn man Scheiijans ausgeweidete Leiche am n?chsten Morgen finden w?rde.
Die Gestalt vor ihm machte eine fahrige Geste in Richtung des Fu?bodens, und Scheiijan lie? sich gehorsam fallen. Keine Sekunde zu fr?h, denn noch ehe der Schatten sich vergewissert hatte dass der Haranssohn seiner Aufforderung folgte flog der Dolch bereits surrend durch die Luft. Scheiijan prallte auf die harten Steinflie?en, rollte sich ab und kam in derselben Bewegung wieder auf die F??e, diesmal in entgegengesetzter Blickrichtung. Vor ihm, unweit der Stelle an der er eben noch gestanden hatte, lag ein schwarz gekleideter Mann r?chelnd auf dem Boden, aus seiner Brust ragte der Griff des Dolches. Die Gestalt hinter Scheiijan war mit zwei, drei schnellen Schritten bei dem Verwundeten, kniete nieder und brachte aus einer Falte ihres Gewandes einen weiteren Dolch zum Vorschein. Mit dem k?hlen Metall vor den Augen des Angreifers herumspielend fragte sie ? denn es handelte sich augenscheinlich um eine Frau - im Plauderton: ?Preise die Sch?nheit, Bruderschwester! Wer hat dich geschickt? Und ?berleg dir deine Antwort gut, denn davon wird abh?ngen wie schnell oder wie? unangenehm du sterben wirst.? Scheiijan konnte es im D?mmerlicht nicht sehen, aber er sp?rte f?rmlich wie die Frau sich ?ber die Lippen leckte bei dem Gedanken an all die grausamen kleinen Spielereien die sie mit ihrem Opfer treiben konnte.
Der Mann am Boden r?chelte etwas, und pl?tzlich war in seiner Hand ein Gegenstand der entfernt an eine ?berdimensionale, ungemein spitze Nadel erinnerte. Er stach nach der Frau die ?ber ihm kniete, doch sie wich beh?nde aus und stie? mit dem Dolch zu. Der Kerl kreischte wie ein Weib als seine Hand durch das Gelenk hindurch auf den Boden gespie?t wurde. Das Ger?usch splitternden Knochens lie? Scheiijan missbilligend eine Augenbraue hochziehen. ?Tut das weh??, erkundigte seine Bezwingerin sich spielerisch bei ihrem Opfer, ?oder soll ich dir zeigen was wirklicher Schmerz ist?? In ihrer Hand tauchte ein dritter Dolch, von derselben Art wie die ersten beiden, aber mit einem goldenen Griff, auf. Sie setzte ihn an der Pupille des Mannes an. ?Nun wie steht es, Bruderschwester?? Doch der Mann antwortete nicht mehr. Sein Blick brach, seine Augen starrten ins Leere, und schlie?lich erschlaffte sein K?rper. ?Nein? nicht doch??, seufzte die Frau entt?uscht, ?zu schade? dabei hat der Spa? ja noch nichtmal angefangen?? Scheiijan legte ihr die Hand auf die Schulter. ?Lass es gut sein, Rorhaja. Ich denke von ihm werden wir nichts mehr erfahren.?
Widerwillig l?ste sie sich von dem Toten. ?Im n?chsten Leben?? raunte sie der Leiche beinahe beschw?rend zu und wandte sich dann an Scheiijan. ?Ich hasse es bestohlen zu werden??
Scheiijan schloss die Arme um sie, und sie lie? sich bereitwillig zu ihm ziehen.
?Der bruderlose Hajik war nicht hier um jemanden zu bestehlen? das war eine Warnung, die der gro?m?chtige Haran von Roab mir zukommen lassen wollte?, erwiderte er s?uerlich.
?Und doch sage ich: er wollte mich bestehlen.? Sie zog seinen Kopf langsam zu sich herab und fl?sterte in sein Ohr: ?Hat mein kleines Prinzlein schon vergessen, dass sein Leben mir geh?rt? Dann m?sste ich es? bestrafen.?
Scheijan grinste und entbl??te dabei eine Reihe makellos wei?er Z?hne. ?Nichts ist mir lieber als von dir bestraft zu werden, oh gnadenlose und bet?rende Tochter Rurs.? Seine Hand wanderte in ihren Schritt; ungest?m dr?ngte er sie in die dunkle Ecke des Ganges, in der Augenblicke zuvor noch der Attent?ter gelauert hatte der dem Prinzen zu einer verfr?hten Wiedergeburt verhelfen wollte.
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__________________ "Optimismus ist, bei Gewitter auf dem h?chsten Berg in einer Kupferr?stung zu stehen und ?Schei? G?tter!? zu rufen."
Feminismus ist nur dazu da, um h?ssliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren." (Charles Bukowski)
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17.07.2003, 22:37 |
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Jagon
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Als der Tote entdeckt wurde breitete sich Unruhe im Schloss aus. Viele der Adligen reisten ?berst?rzt ab, wohl aus Sorge Attentat auf den Prinzen k?nnte einen Staatsstreich nach ziehen. Immerhin waren die Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Haran und seinem Sohn weithin bekannt, und geh?rten zum t?glichen Kladj der Leute von Sinoda bis hoch nach Jergan. Eine Baruuna war sogar derma?en in Panik, dass sie die H?lfte ihres Hofstaats zur?cklie? um nur ja m?glichst bald aus Roab hinauszukommen. Doch der Sturm, den viele bef?rchtet hatten, blieb aus. Im Gegenteil, in den n?chsten zwei Wochen lag eine geradezu gespenstische Ruhe ?ber Roab.
Es erf?llte Scheiijan mit einer gewissen Befriedigung zu sehen, wie sein Vater nahezu t?glich die Zahl der Leibgardisten um seine Privatgem?cher herum vergr??erte. Der alte Mann hatte Angst. Scheiijan grinste und lie? sein Schwert noch schneller herumwirbeln. Die t?glichen ?bungen mit einem scharfen Schwert im Palastgarten halfen ihm dabei sich zu konzentrieren, besser als es jede Meditation gekonnt h?tte. Fr?her hatte er Unterricht von wahren Meistern maraskanischer Schwertkampfkunst bekommen, doch irgendwann hatte er es vorgezogen alleine seine ?bungen zu absolvieren. In der Geschichte Maraskans war schon mehr als ein Adliger einem ungl?cklichen? ??bungsunfall? zum Opfer gefallen, und er hatte nicht vor sich in diese lange Reihe einzugliedern. Zumindest nicht bevor er sein Ziel erreicht hatte die Mittelreicher von seiner Insel zu werfen?
?Ihr seid gut geworden mit dem Schwert, mein Prinz.?
Scheiijan hielt inne und wischte sich mit einer beil?ufigen Geste den Schwei? vom Gesicht. ?Und ihr seid noch immer ein Meister im Anschleichen, Mirkan.? Einen Moment lang musterte Scheiijan den vor ihm stehenden Endzwanziger. Mirkan war der F?hrer der Palastwache und der engste Vertraute seines Vaters ? der Sohn den der Haran sich gew?nscht h?tte wie man munkelte. Stumm deutete Scheiijan eine Verbeugung an, packte sein ungeschliffenes ?bungsschwert fester und nahm die traditionelle Er?ffnungsstellung der Hadokadam-Schwertkampfschule ein. In Mirkans Gesicht zuckte es kurz ?berrascht ob der unerwarteten Herausforderung. Doch sofort hatte er sich wieder in der Gewalt und zog sein Schwert. Scheiijan beantwortete seinen fragenden Blick mit einem Nicken ? es war ihm gleich ob der Gardistenf?hrer mit einer scharfen Waffe k?mpfte oder nicht.
Was tust du da eigentlich, fragte ihn eine entsetzte Stimme hinter seiner Stirn, genau diese Art von ?bermut ist es die gro?e M?nner zu Fall bringt! Mit einem w?tenden Knurren wischte er den Gedanken beiseite und drang auf seinen Gegner ein. Mirkan sah den Angriff kommen und machte sich gar nicht erst die M?he seine Ungest?mheit zu parieren. Stattdessen wich er einfach einen Schritt zur Seite, lie? Scheiijan ins Leere rennen und setzte sofort mit einem Schlag nach. Der Prinz verlor beinahe das Gleichgewicht, stolperte, fing sich wieder und duckte sich unter dem Schwert seines Gegners hinweg, das er mehr sp?ren als sehen konnte. Obwohl er sich des Vergleichs mit einem ausschlagenden Maulesel nicht erwehren konnte verschaffte sich Scheiijan mit einem Tritt nach hinten Luft, wirbelte herum und ging in den Nahkampf. Der Prinz hielt sich selbst f?r einen recht talentierten K?mpfer, aber nat?rlich hatte er nicht die Zeit und die Mu?e, sein Leben ganz dem Kampf zu widmen wie Mirkan. Der Gardist trainierte dreimal t?glich mit seinen M?nnern und alleine. Er hatte kein Weib, keine Kinder und keine Sippe ? sein einziger Lebensinhalt war der Dienst f?r den Haran. Es war eine Schande dass Scheiijan schon bald gezwungen sein w?rde ihn zu t?ten, aber der Prinz war sich sicher dass Mirkan nicht gefallen w?rde was er schon bald zu tun gedachte.
Zwischen den beiden entwickelte sich ein wahres Stahlgewitter aus blitzenden Streichen und donnerndem Aufeinandertreffen der Schwerter. Schon nach wenigen Minuten ging Scheiijans Atem schwer und rasselnd, und aus seiner Stirn rollte ein winziger Streifen Blut ?ber sein Gesicht. Der Prinz bemerkte es nichteinmal. Immer und immer wieder stie?en die beiden zusammen, doch letzten Endes stand der Sieger bereits fest.
Mirkan, der anders als sein Kontrahent gerade erst begann zu schwitzen und dessen an Anstrengung gew?hnte Muskeln noch immer geschmeidig waren, t?uschte einen Schlag von rechts vor den Scheiijan zu parieren versuchte. Erst im letzten Moment ?nderte das Schwert des Gardisten die Richtung; in einer komplizierten Bahn unterlief es Scheiijans Deckung und kam nur einen hauchbreit vor dem Schl?sselbein des Prinzen zu einem zitternden Halt.
Scheiijan rang schwer atmend nach Luft. F?r einen Moment zuckte es in seinem Gesicht und er k?mpfte gegen den unb?ndigen Wunsch die Niederlage nicht einzugestehen und weiterzuk?mpfen, doch er wusste dass er verloren hatte. In einem ehrlichen Kampf war er Mirkan nicht gewachsen, und das Schlimme daran war dass sie es beide wussten.
?Ha,? keuchte er, ?ich gebe mich geschlagen. Ihr seid wahrlich ein Meister des Schwertes, Mirkan.?
Der Gardist nickte nur. In Scheiijan kochte die Wut ?ber dieses arrogante Gehabe empor ? aber nur f?r einen Moment. ?Zu schade dass Ihr nicht zur Stelle wart als man neulich Nacht versuchte mich umzubringen.?
Mirkans Gesicht blieb v?llig reglos. Scheiijan hatte gehofft durch diese Spitze Aufschluss dar?ber zu erhalten ob der Gardist in den Attentatsplan eingeweiht gewesen war oder nicht, aber Mirkan hatte sich beachtlich gut in der Gewalt. Stattdessen senkte er nur kurz den Kopf und erwiderte: ?Ich bitte um Vergebung, Prinz. Meine Leute und ich, wir untersuchen den Vorgang. Die beiden M?nner die eigentlich an diesem Tag dort Wache gehabt h?tten wurden in ihren Quartieren gefunden ? beiden wurde die Kehle aufgeschlitzt. Bei einem von ihnen fanden wir einen Beutel mit Gold.? Er machte eine Geste die vermuten lie? dass es sich dabei um einen f?rstlichen Betrag gehandelt hatte. Scheiijan hatte M?he ein Grinsen zu unterdr?cken. Offenbar hatte Rorhaja schlie?lich doch noch jemanden gefunden an dem sie ihre Wut hatte auslassen k?nnen.
?Nun, wenn sich der Hauptmann der Gardisten darum k?mmert habe ich ja nicht zu bef?rchten dass so etwas noch einmal vorkommt.? Scheiijan l?chelte d?nn und deutete eine Verneigung an als er sich abwandte und, noch immer Schwei? an seinen ?rmel reibend, in die k?hlen Schatten des Palastinneren verschwand.
Mirkan sah ihm noch eine Weile nachdenklich hinterher. Dann befahl er seinem Adjutanten, die Wachen f?r die n?chsten Tage zu verdoppeln.
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17.07.2003, 22:37 |
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Jagon
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Er ?berlegte. Die Wachen die man tot aufgefunden hatte und die an besagtem Abend Dienst gehabt h?tten waren bestochen ? daran gab es keinen Zweifeln. Wie auch immer sie es herausgefunden hatte ? Rorhaja musste dahinter gekommen sein. Andererseits war das auch nicht weiter verwunderlich, immerhin ging die schwarzhaarige Sch?nheit nach belieben im Palast des Haran-ga-Roab ein und aus um dessen Sohn zu besuchen, ohne dass irgend jemand auch nur etwas davon ahnte, den wachsamen Hauptmann Mirkan eingeschlossen.
Scheijans Gedanken wanderten ? von den Opfern zur T?terin. Seine erste Begegnung mit Rorhaja lag etwas mehr als drei Jahre zur?ck, und es war zun?chst eine wenig angenehme gewesen. Eines Nachts war der Prinz aufgewacht weil sich pl?tzlich ein Gewicht auf seine Brust gelegt hatte. Seine Finger wollten zu dem Dolch unterm Kopfkissen zucken, doch sie bewegten sich keinen Millimeter. Im fahlen Licht des Madamals sah er einen dunklen Schatten ?ber sich; eine Gestalt die sich auf sein Bett geworfen hatte und seine Arme mit den Knien au?er Gefecht gesetzt hatte.
Damals war gerade eine Woche seit dem letzten gro?en Streit mit seinem Vater vergangen, und Scheijan war sich sicher dass der alte Mann nun endlich seiner ?berdr?ssig geworden war und einen M?rder geschickt hatte. Etwas blitzte silbern ?ber ihm auf. Die normale Reaktion w?re es gewesen zu schreien ? um Hilfe zu rufen, auch wenn klar war dass die Wachen vor seinem Zimmer nicht einschreiten w?rden. Dennoch blieb der Maraskanprinz stumm und betrachtete mit einer Art anteilslosen Faszinierung wie die Frau ? denn um eine solche handelte es sich nach den langen, zu einem Zopf gebundenen Haaren und dem feinen Parf?mgeruch der die Gestalt umgab zu schlie?en ? das Messer langsam immer n?her an seine Kehle brachte. Sie setzte die Klinge an. Scheijan l?chelte. Sie z?gerte und legte den Kopf schief. ?Willst du nicht schreien, mein Junge? Dir ist doch klar dass ich dich t?ten werde?? Scheijans L?cheln wurde eine Spur breiter und selbstzufriedener. ?Das werdet Ihr nicht, oh Sch?nheit die ihr von Rurs Hand geformt wurdet.? Sie lachte leise. Es war ein Ton der der Scheiijan gefiel ? nicht das G?nsekichern der M?gde die wie emsige Bienen durch die Zimmern des Palastes schwirrten, oder wie das besserwisserische Meckern der alten Weiber in der Waschk?che. Dieses Lachen, obwohl so leise dass selbst er es kaum vernahm obwohl sie sich bis auf eine handbreit zu ihm herabgebeugt hatte, enthielt soviel? soviel? Leben; ein anderer Begriff wollte ihm nicht einfallen.
?Und warum sollte ich dich nicht t?ten, Prinzlein? Es ist ganz leicht.? Ihre Hand mit dem Messer bewegte sich nur eine Winzigkeit nach links, und ein feiner roter Streifen bildete sich an seiner Kehle. Scheijan sog die Luft ein, doch es war weniger Furcht als vielmehr eine Art feuriger Erregung die ihn dazu veranlasste. Diese Frau? er wollte sie. ?Ihr werdet mich nicht t?ten, weil Ihr noch bevor der Morgen graut in meinen Armen liegen werdet.?
Einige Herzschl?ge lang stand ernstliches Erstaunen auf den kaum erkennbaren Z?gen der n?chtlichen Besucherin geschrieben. Dann sch?ttelte sie langsam den Kopf. ?So leicht bin ich nicht zu gewinnen, Prinz oder nicht.? Scheijan grinste. ?Das w?rde mich auch entt?uschen.?
Mit diesen Worten trat er gegen den linken unteren Bettpfeiler und begl?ckw?nschte sich selbst daf?r die vor einigen Wochen beim Liebesspiel mit zwei Konkubinen zerbrochenen Streben nocht nicht ersetzen gelassen zu haben. Ein Krachen ert?nte, das Bett erzitterte einen Moment, dann gab es ein splitterndes Ger?usch und das ganze Bett kippte nach links, wo es hart aufschlug.
Das Licht war zu diffus als dass Scheijan wirklich etwas sehen k?nnen, aber das war auch gar nicht n?tig. Sobald das Gewicht seinen rechten Arm nicht mehr niederdr?ckte schnellte dieser hoch und bekam tats?chlich den Dolch unterm Kopfkissen zu fassen. Noch in derselben Bewegung gelang es ihm die Decke vor dem Bauch zu verkn?llen ? eine Sicherheitsma?nahme, denn er hatte keineswegs vergessen dass auch seine Angreiferin bewaffnet gewesen war ? und rollte sich herum, in die Richtung wo er sie vermutete.
Ein ?chzen ert?nte als er sich mit seinem vollen Gewicht auf sie fallen lie?, und nur Gl?ck oder Rurs gro?er Plan ? oder beides - bewahrten ihn davor, sich in ihren Dolch zu st?rzen. Doch egal was es nun war ? innerhalb weniger Sekunden hatte sich die Situation umgekehrt. Scheiijans tastende H?nde fanden ihren Hals, der sich weich und warm und samtig anf?hlte. Umso k?hler war der Stahl der Klinge den er an ihre Kehle presste. ?Ich denke ich habe gewonnen?, verk?ndete er und brachte sein Gesicht nahe an ihres heran. Ihre dunklen Augen funkelten ihn an, wanderten ?ber sein Gesicht und schienen es wie eine Landkarte zu erforschen. Dann trafen sich ihre Blicke zum ersten Mal, und ihre Augen waren f?r ihn wie zwei nachtschwarze Tore in eine Welt der rahjanischen Freuden.
?Bist du sicher?? In ihrer Stimme lag Spott, der gut zu ihren Augen passte. ?So wie ich das sehe bist du eher im Begriff etwas Entscheidendes zu verlieren.? Sie bewegte ihre Hand irgendwo unter ihm, und Scheijan konnte etwas scharfes, Spitzes f?hlen das durch Decke und Schlafgewand hindurch sein Gem?cht bedrohte.
?Einigen wir uns auf ein Unentschieden?? Ohne eine Antwort der Meuchlerin abzuwarten lie? Scheiijan den Dolch fallen. Sein Gesicht n?herte sich dem ihren an. In ihren Augen war ein Malstrom der ihn faszinierte, ihn nicht loslie?. H?tte sie ihm in diesem Augenblick das Messer ins Herz gerammt, er h?tte es wahrscheinlich nicht einmal gesp?rt. Er wollte sie, und als seine hei?en ihre k?hlen Lippen ber?hrten wusste er dass es ihr genauso erging. Ohne ein weiteres Wort ?ffnete sich ihr Mund. Wie ein rondragef?lliges Blitzgewitter umtanzten sich ihre Zungen, w?hrend sie versuchte ihn abzuwerfen. Schlie?lich gelang es ihr ihn von sich herunterzuw?lzen ? ohne jedoch von seinen Lippen abzulassen ? und nun wieder auf ihm zu liegen. Ihre Hand umklammerte noch immer ein langes, scharfes Messer. Sie hielt es ihm dicht vor die Augen, und r?ckblickend war Scheijan sicher: h?tte sie auch nur die geringste Spur von Angst in ihnen gesehen, so h?tte sie ihm zuerst die Augen und dann das Herz herausgeschnitten. Der junge Prinz aber versp?rte nicht die mindeste Furch, egal was kommen mochte, und nach einer Ewigkeit die nur Sekunden gedauert haben konnte wanderte das Messer an seinem Kinn vorbei hinab, schnitt durch den d?nnen Stoff seines Schlafgewandes, hinterlie? einen langen, blutigen, aber nicht nennenswert tiefen Schnitt auf seiner Brust und wanderte dann tiefer, tiefer und noch tiefer, bis seine Kleidung der L?nge nach zur G?nze aufgeschlitzt war. Scheijan l?chelte. Seine H?nde suchten ihre Wangen, glitten an ihnen hinab zu ihrem dunklen Hemd und begannen damit langsam die Kn?pfe zu ?ffnen. Beide lie?en sie sich Zeit, ehe sie, wie Scheijan es prophezeit hatte, Rahja zufrieden stellten und die Frau, die gekommen war ihn zu meucheln, verschwitzt und ersch?pft in seinen Armen einschlief.
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17.10.2003, 23:56 |
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Nach der Niederlage gegen Mirkan wollte Scheiijan eigentlich direkt in die Bibliothek, um sich dort abzulenken, als er auf dem langen Flur der den verbotenen Bereich, den inneren Zirkel des Harans von Roab, mit den diversen S?len f?r repr?sentative Anl?sse verband pl?tzlich das poltern schwerer, eisenbeschlagener Stiefel auf dem marmornen Fu?boden vernahm. Eine hei?e Welle ?berkam ihn, und statt wie bislang eng an die Wand gedr?ckt setzte er seinen Weg nun mitten auf dem Flur fort. Schon hinter der n?chsten Biegung kamen ihm f?nf M?nner in leichter Lederr?stung entgegen; gehalten in den Farben des verfluchten Mittelreichs und mit dem Emblem Helme Haffax? versehen. Garethische Soldaten, gef?hrt von Tarik Schwarzscheerer, dem Feldwebel der in Roab postierten garethischen Besatzungskr?fte.
Scheiijan suchte den Blick Schwarzscheerers, und als sie sich begegneten war da wieder dieses Gef?hl absoluter Gewissheit in ihm, das den Maraskanprinzen mehr noch als der Hass auf die Garether, die daf?r sorgten dass die Maraskaner nicht Herr im eigenen Haus waren, dazu veranlasste weder dem Tross auszuweichen, noch stehen zu bleiben. Schnurgerade setzte er seinen Weg fort. Schwarzscheerer ? ein hagerer Mann, der zwar von schw?chlicherer Statur war, aber in dessen Augen das Feuer der Machtgier brannte ? wartete solange bis Scheiijan ihn fast zur Seite schieben musste, ehe er betont langsam den Weg freigab und dem Prinzen auswich. Noch immer waren Beider Blicke ineinander verbohrt, und Scheiijan wusste mit absoluter Sicherheit: Irgendwann in Naher Zukunft w?rde einer von ihnen w?rde den Anderen t?ten. Eine Alternative dazu gab es nicht, und das hatte der Maraskaner von dem Augenblick an gewusst in dem er den Feldwebel zum ersten Mal traf. ?Ihr seid verletzt, Scheiijan. Sagt mir bescheid wenn dieser Hauptmann, in den Euer Vater so gro?es Vertrauen setzt, nicht in der Lage ist f?r die Sicherheit des Palastes zu garantieren. Meine M?nner werden das mit Freuden ?bernehmen.?
Mit einem abf?lligen Schnauben trat Scheiijan durch das Spalier aus Soldaten, das sich auf einen Wink Schwarzscheeres hin bildete, und setzte seinen Weg fort. Auf die Unversch?mtheit des Garethers, ihn mit dem Vornamen anzusprechen als w?ren sie alte Freunde, ignorierte er geflissentlich. Scheiijan war ein rachs?chtiger Mensch, darin machte er sich keine Illusionen ? immerhin war er Maraskaner! ? aber er wusste auch, dass es das langsame Aufkochen aller Zutaten war, das dem traditionellen Subatash seinen unverwechselbaren s??lich-scharfen Geruch verlieh. Und mit der Rache verhielt sich das nicht anders?
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Statt in die Bibliothek f?hrten ihn seine Schritte nach der Begegnung mit Tarik direkt in seine privaten Gem?cher. Er h?tte ohnehin nicht die Ruhe gefunden, sich einem Buch zu widmen, entschied der Maraskanprinz, und war erstaunt vor der T?r zu seinen R?umen die Leibgarde des Harans stehen zu sehen ? eine Abteilung Wachsoldaten in schreiend roten Uniformen mit schwarzen Marasken darauf, dem Siegel der Familie Arres. Was wollte sein Vater von ihm? Hatte er etwa von seinem Plan erfahren? Dann w?re es vermutlich das vern?nftigste gewesen zu fliehen ? andererseits war Scheiijan niemand der weglief. Alle Taten hatten ihre Konsequenzen, selbst jene die noch gar nicht geschehen waren. So hat Rur nun einmal die Welt geschaffen.
Er passierte die Wachsoldaten ohne sie eines Blickes zu w?rdigen und schloss die T?r hinter sich. Noch ehe sie zufiel nahm er den leicht s??lichen Geruch in der Luft wahr, und erkannte seinen Irrtum.
?Wartest du schon lange auf mich? Mutter?? Der Prinz hatte die Pause vor dem Wort ?Mutter? wohlweislich eingestreut, denn die Frau die neben dem Haran auf dem Thron von Roab sa? war bereits dessen Dritte, und sie war bemerkenswerterweise j?nger als Scheiijans Mutter bei seiner Geburt. Dennoch verlangte das Protokoll diese Anrede ? und da die ausgesprochen sch?ne Mittzwanzigerin mit dem kohleschwarzen Haar und den anmutig geschnittenen Z?gen sich von Anfang an darum bem?ht hatte ein gutes Verh?ltnis zu ihm aufzubauen, hatte Scheiijan kein Problem damit sie so zu nennen. Insgeheim war er ?berzeugt dass sie sich nur aus einem Grund mit ihm gut zu stellen suchte: die kleine Schlange sp?rte, dass die Zeit ihres Gemahls auf dem Thron zu Ende ging, und eine neue ?ra im Begriff war anzubrechen. Vermutlich hoffte sie darauf sp?ter einmal eine ansehnliche Leibrente zu erhalten und weiter das gesellschaftliche Zentrum des Schlosses zu sein ? und noch hatte Scheiijan keinen Grund ihr diese Illusion zu nehmen.
?Auf manche Dinge lohnt es sich zu warten?, erwiderte die Haranida ? Ariann mit Namen ? und schlug die Beine ?bereinander, was nicht nur ausgesprochen unziemlich f?r eine Adlige war, sondern - ob der Tatsache dass sie auf einem Diwan ausgestreckt lag - auch noch einige pikante Ansichten gestattete, die Scheiijan eine kurze, anerkennende Grimasse abn?tigten.
?Und ich bin eines dieser Dinge??
?Aber selbstverst?ndlich!? In ihrer Stimme lag gespielte Entr?stung. ?Habt Ihr je daran gezweifelt, Haran??
?Das ist meines Vaters Titel; der meine erst in einigen Jahren ? wenn ?berhaupt.? Scheiijan gab sich m?he, bewusst emotionslos zu klingen. Dennoch lachte Ariann und reichte ihm einen Becher mit Wein. ?Ihr werdet doch nicht f?rchten ich wollte Euch vergiften??
Scheiijan zog eine Augenbraue hoch und warf den Becher ungeleert in den offenen Kamin. ?Maraskanische Prinzen haben die unangenehme Angewohnheit an Fischgr?ten zu ersticken oder beim Mahle ungl?cklich in ihre Gabeln zu st?rzen; besonders wenn sie nicht wohlgelitten an ihres Vaters Hofe sind. Und da ich gerade von ihm spreche: Weiss der Haran dass sein Weib sich halbnackt wie eine Dirne in den Gem?chern seines Sohnes aufh?lt??
F?r einen Moment blitzte blanker Hass in Arianns Augen auf, und Scheiijan registrierte Befriedigt dass er sie getroffen hatte. Dennoch hatte die Haranida sich erstaunlich gut in der Gewalt, was das L?cheln bewies zu dem sie sich gleich darauf zwang.
?Mein Gatte muss nicht alles wissen ? eine Frau braucht ihre Geheimnisse?, erkl?rte sie an ihrem Becher nippend, ?sonst verliert sie ihren Reiz.?
?Seid Ihr gekommen um mir Nachhilfe vom Wesen des Weibes zu erteilen? Wenn dem so ist, dann lasst Euch gesagt sein dass Ihr um einige Jahre zu sp?t kommt mir Eure m?tterliche F?rsorge angedeihen zu lassen.? ?Oh, ich bin mir sicher dass Ich Euch dennoch das Eine oder Andere beibringen k?nnte von dem Ihr noch nie geh?rt habt?, erwiderte die Harani w?hrend sie sich lasziv ?ber die Schenkel strich, ?doch der Grund meines Besuches ist ein Anderer. Lassen wir also den Austausch von Spitzfindigkeiten.? Von einem Moment zum anderen wurde sie ernst, und eine Spur von Eisesk?lte schlich sich in ihre sonst so fr?hlingshaft-verf?hrerische Stimme. ?Ich weiss was Ihr plant, Scheiijan, und es wird misslingen. Die Wachen die Ihr bestochen habt um ins Schlafgemach meines Gatten zu gelangen sind dem Haran loyal ergeben.?
Scheiijans hochgezogene Augenbraue wanderte noch eine wenig h?her. ?Gesetzt den Fall ich h?tte etwas so Unvorstellbares tats?chlich getan ? h?tte ich dann nicht solche M?nner ausgesucht von denen bekannt ist dass sie unzufrieden mit meinem Vater waren??
Ariann lachte, doch es war nicht das glockenhelle, unbeschwerte Jungm?dchenlachen welches Scheiijan unz?hlige Male von ihr geh?rt hatte, sondern ein kaltes, raues Lachen, das dem von Rorhaja gar nicht so un?hnlich war, nur dass in jenem der Attent?terin immer auch eine Spur von Emotion, von Leidenschaft mitschwang. Bei Ariann war das anders ? kein Gef?hl, keine Regung. Nichts.
?Oh, nat?rlich h?ttet Ihr solche M?nner gedungen von denen es hei?t sie hegten einen Groll gegen den Haran. Allein: Was wenn Euer Vater an seinem Hofe mit Absicht M?nner eingeschleust h?tte, deren Aufgabe es ist sich unzufrieden zu geben, nur um ihn in Kenntnis zu setzen von Jenen die sich dies zunutze machen wollten?? Sie lie? ihrem Gegen?ber eine kurze Pause um nachzudenken, ehe sie fortfuhr: ?M?sstet Ihr dann nicht dem Mann? oder der Frau dankbar sein, die den Spionen den Mund f?r immer verschlossen hat??
Scheiijan kniff die Augen zusammen. ?Was wollt Ihr also von mir? Geld? Schmuck?? Doch Ariann sch?ttelte nur den Kopf, herablassen wie eine richtige Mutter, die ihren richtigen Sohn bel?chelte der gerade etwas ungeheuer Dummes gesagt hatte. ?Ich will?, erkl?rte sie dann, ?dass Ihr ihn umbringt.?
Nun gestatte sich Scheiijan doch einen entgeisterten Ausbruch. ?Ihr wollt ? was?!? Die Harani l?chelte ihn an, legte den Kopf zur?ck und nippte wieder an ihrem Becher. ?Ich will dass Ihr ihn umbringt. Tut es mit einem Messer oder Pfeilen, es ist mir gleich. Es gibt geheime Zug?nge zum Schlafgemach. Ich kenne sie nicht alle, aber einer von ihnen endet direkt hier in Eurem eigenen. Schiebt morgen Nacht die Holzvert?felung an der Wand dort dr?ben erst nach oben und dann nach rechts; nehmt eine Kerze mit und so viele M?nner wie ihr f?r richtig haltet. Ihr werdet den anderen Ausgang des Tunnels unverschlossen und auf dieselbe Weise zu ?ffnen finden wie hier. Das ist alles.?
__________________ "Optimismus ist, bei Gewitter auf dem h?chsten Berg in einer Kupferr?stung zu stehen und ?Schei? G?tter!? zu rufen."
Feminismus ist nur dazu da, um h?ssliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren." (Charles Bukowski)
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03.04.2004, 13:09 |
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Jagon
Tr?ger
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Scheiijan betrachte sie einen moment lang nachdenklich. ?Ich glaube nicht dass es mir gef?llt, mich zu eurem Werkzeug machen zu lassen, Mutter. Was versprecht Ihr euch vom Tode meines Vaters??
Ariann erhob sich von dem Diwan, legte den Kopf leicht schr?g und trat n?her. ?Ist das nicht offensichtlich? Der Haran ist ein alter Mann, der einer Frau nicht das geben kann, was sie braucht. Was sie? dringend? braucht?? Sie kam noch n?her, ergriff seine Hand und f?hrte sie zu ihren Rahjah?geln.
Scheiijan zog eine Augenbraue hoch, lie? seine Hand jedoch wo sie war. ?Und ihr glaubt dass ein j?ngerer Haran das k?nnte??
?Davon bin ich sogar ?berzeugt?, erwiderte sie, w?hrend sie mit geschickten Fingern seinen G?rtel ?ffnete und seine Beinkleider herabzog, ehe sie sich vor ihn hinkniete. ?Oh ja?, hauchte sie anerkennend, ?absolut ?berzeugt.?
* * *
In dieser Nacht lag Scheiijan noch wach, lange nachdem Ariann sein Bett verlassen hatte. Ihre W?rme und ihr Geruch hafteten noch immer an den Kissen, doch die Gedanken des jungen Maraskani waren l?ngst woanders. Er malte sich bereits aus, welche Zukunft Roab unter seinem k?nftigen Haran erwarten w?rde. Als erste Amtshandlung w?rde er jene handvoll Baruune und Baruunas zu Feinden erkl?ren lassen, von denen er sich bereits jetzt sicher war dass sie seine Kr?nung nicht akzeptieren w?rden; sei es aus Loyalit?t gegen?ber seinem Vater oder aus der irrigen Annahme dass sie die Situation ausnutzen konnten um sich selbst auf den Thron von Roab zu putschen.
Tats?chlich hatte Scheiijan l?ngst Vorkehrungen getroffen um diese Opposition ausschalten zu lassen. Die meisten von ihnen w?rden in der kommenden Woche an einer Lebensmittelvergiftung sterben, und jene die das Gl?ck hatten dieser zu entgehen? nunja, Scheiijan war sich sicher dass Rorhaja sich mit Freuden um sie k?mmern w?rde. Die Attent?terin hatte noch nie bei einem Mordauftrag versagt ? von dem an seiner eigenen Person einmal abgesehen. Sie war wundersch?n und absolut t?dlich zugleich; biegsam, aber unm?glich zu brechen. Sie war wie diese ganze Insel, wie die fleischgewordene Essenz seiner Heimat Maraskan - nur mit dem Unterschied dass er weitaus bessere Chancen hatte eines Tages die Insel zu beherrschen, ganz im Gegensatz zu der geheimnisvollen Attent?terin.
Ha?wie glorreich jene Tage sein w?rden, wenn er erst einmal die Krone des Harans auf dem Haupt trug und nach eigenem Gutd?nken ?ber Roab herrschen konnte?
Mit diesem Gedanken schlief er schlie?lich ein. Die Tr?ume die Boron ihm in dieser Nacht beschied handelten von Macht und Sieg, von Blut und Tod, und von der goldenen Zukunft in die der Haran-ga-Roab sein Volk f?hren wollte.
Nichts sollte weiter von der Realit?t entfernt sein als das.
* * *
Den ganzen n?chsten Tag ?ber hoffte Scheiijan, dass Rorhaja in seinem Gemach auftauchen w?rde, doch die bildh?bsche M?rderin tat ihm diesen Gefallen nicht. Zu gerne h?tte er sie an seiner Seite gehabt bei seinem Triumph, doch als sie auch eine Stunde nach Mitternacht noch nicht gekommen war beschloss der Prinz schlie?lich, nicht l?nger warten zu wollen. Wie seine Mutter es ihm verraten hatte gelang es ihm die Wandvert?felung zur?ckzuschieben, und tats?chlich kann dahinter ein schmaler, enger Gang zu Tage.
Scheiijan folgte seinem Verlauf ganz ohne Fackel oder sonstige Lichtquelle ? er wollte nicht riskieren sich irgendwie zu verraten, also musste er sich seinen Weg ertasten. Ab und zu hielt er inne um sich zu orientieren, aber da der Weg nur in eine Richtung f?hrte war es unm?glich sich zu verlaufen. Wozu mochte dieser Gang wohl urspr?nglich einmal gedient haben? Vielleicht hatte ihn ebenfalls ein ehrgeiziger junger Prinz zu demselben Zweck anlegen lassen zu dem auch Scheiijan ihn zu nutzen gedachte? Nat?rlich war es unwahrscheinlich dass auch schon in der Vergangenheit seine Quartiere die prinzlichen Gem?cher gewesen waren; dennoch trieb die blo?e Vorstellung ein L?cheln auf sein Gesicht. Er nahm sich vor, wenn er erst einmal die Gem?cher des Harans bewohnte den Gang auf jeden Fall zumauern zu lassen. Immerhin war nicht auszuschlie?en dass auch er eines Tages einen allzu ehrgeizigen Sohn haben k?nnte?
__________________ "Optimismus ist, bei Gewitter auf dem h?chsten Berg in einer Kupferr?stung zu stehen und ?Schei? G?tter!? zu rufen."
Feminismus ist nur dazu da, um h?ssliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren." (Charles Bukowski)
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04.08.2005, 08:14 |
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