Blut f?r yuki

Mit der Morgensonne schlichen leise erste Schatten ins Land.
Der Winter war in diesem Jahr fr?h gekommen doch erster Schnee war noch nicht gefallen. Ein eisiger Wind w?tete tagein, tagaus ?ber die kleine menschlichen Siedlung am Berghang und brachte s?mtliches Leben zum erstarren. Die H?hner- und Viehst?lle waren wie leergefegt; die Tiere waren entweder erfroren oder von W?lfen gerissen worden.
Die Menschen, die noch Arbeit hatten, legten sie Abends fr?hzeitig nieder. Sobald die Sonne unterging und die letzten w?rmespendenden Strahlen versiegten, sammelten sie sich um die Feuerstellen in ihren H?tten. Diejenigen, die kein Heim hatten, sammelten sich in den dunklen Gassen der Stadt um ein Feuer oder erfroren.
In diesem Jahr kam es nicht selten vor, dass der einzige Wirt der Stadt zun?chst einmal eine steifgefrorene Leiche von seinem Hof beseitigen musste, ehe er morgens seine Sch?nke er?ffnen konnte. Manchmal fehlten den Leichen ein Arm oder ein Bein; nicht selten waren sie stellenweise bis auf die Knochen abgenagt; die W?lfe im benachbarten Wald litten nicht weniger Hunger als die Armen der Stadt und so war es eben in besonders harten Wintern: die Schwachen, die Armen und die Wehrlosen erwischte es zuerst.
Diesmal sah der Wirt auf eine weibliche Leiche hinab. Sie war noch ziemlich jung gewesen, soweit er das aus dem verunstalteten Gesicht herauslesen konnte. Die obere Geichtsh?lfte war von der Nase aufw?rts geh?utet und der linke Augapfel stierte einsam aus einer r?tlich-bl?ulichen Masse zum grauen Himmel empor. Unter einem schwarzen Tuch lugte ein Schwall blonden Haares hervor und war in einer Mischung aus Blut und Hirnp?ree am Boden festgefroren. Sie lag auf dem R?cken und ihr Oberk?rper war g?nzlich entbl??t. Bis zu den mageren H?ften war er eine einzige klaffende Wunde, die Rippen waren feins?uberlich abgenagt worden; Lunge, Herz, Magen und Nieren hatten die Tiere zuerst verschlungen. Die Frau war wohl schwanger gewesen; anders konnte sich der Wirt den kleinen bl?ulichen Arm, der aus dem, was einmal der Bauch der Frau gewesen sein mochte, herausragte, nicht erkl?ren. Das einzige, was an ihr noch ganz war, war ihre rechte Brust, die starr an der Seite hinab baumelte. Man konnte sehen dass sie vor nicht all zu langer Zeit geboren und gestillt haben musste, denn die blass-violette Haut war von feinen dunkelroten Rissen durchzogen.
Der Wirt rieb sich mit Dauem und Zeigefinger die Augen; aus Mund und Nase traten ihm sto?weise wei?e Dampfw?lkchen hervor. Schlie?lich versetzte er der Leiche probeweise einen leichten Tritt mit dem bestiefelten Fu?. Nichts r?hrte sich: eine Mischung aus Blut und Nachtfrost hatte die junge Frau dem Erdboden gleich gemacht.
Der Spaten musste her.
Er stapfte zu seiner H?tte und stie? einen leisen, ausgedehnten Fluch, ob der Aufgabe, die ihm nun bevorstand, hervor. Dort angelangt riss er das Werkzeug von der Wand und kehrte zur?ck in den Hof.
Vorsichtig legte er den Spaten in der kleinen Mulde zwischen H?fte und Rippenbogen an und trat dagegen. Es knirschte leise und ein St?ck gefrorenen Fleisches br?selte sanft zum Boden herab. Der Mann fluchte erneut, ging einmal um die Leiche herum und versuchte das gleiche auf der anderen Seite doch das gefrorene M?dchen erwies sich als recht starrk?pfig: der zweite, etwas verzweifeltere Tritt fiel unbeabsichtigterweise etwas h?rter aus und der Spaten steckte nun in dem gefrorenen Becken fest.
Der Wirt kratzte sich am Hinterkopf und zurrte sich den Schal enger um den Hals. So w?rde er offensichtlich nicht weiter kommen, die Leiche musste abgetaut werden, sonst w?rde er sie nie von seinem Grund und Boden losklopfen k?nnen, ehe die ersten G?ste -zu der Jahrerzeit meist Reisende - vor seiner T?r standen.
Er ging in seine Sch?nke und setzte einen gro?en Kessel Wasser auf.

Dieser Beitrag wurde von elijah am 30.06.2008, 16:03 Uhr editiert.